Die meisten Patientinnen und Patienten erhalten leider erst bei der Diagnose "Lungenkrebs" ein sehr fortgeschrittenes Stadium, bei der der Krebs bereits Ableger ausserhalb der Lunge gebildet hat, die als Metastasen bezeichnet werden. In dieser Phase wird üblicherweise eine medikamentöse Therapie, die als Systemtherapie bekannt ist, angewendet. In dieser Studie möchten wir herausfinden, ob es für Patienten mit fortgeschrittenem polymetastatischem nicht-kleinzelligem Lungenkrebs (Stadium IV) von Vorteil ist, nach positivem Ansprechen auf die Systemtherapie auch den Haupttumor und die Metastasen mittels Chirurgie und/oder Bestrahlung zu behandeln. Diese Behandlungsform wird als Lokale Ablative Therapie, kurz LAT, bezeichnet.
Es gibt Hinweise dafür, dass diese zusätzliche Intervention die durchschnittliche Zeitspanne bis zum möglichen Wiederauftreten des Krebses (progressionsfreies Überleben, PFS) verlängern oder zu einer insgesamt längeren Überlebenszeit führen kann. Daher möchten wir ermitteln, ob diese Behandlungsansätze die Lebensspanne tatsächlich verlängern können, und wenn ja, in welchem Ausmass und mit welchen Auswirkungen. Bisher wird Patienten, die auf die erste Systemtherapie ansprechen, in der Regel nicht routinemässig eine LAT angeboten. Bei positiven Resultaten aus dieser Studie würde dies jedoch zu einer grundlegenden Veränderung der gegenwärtigen Behandlungsstandards führen.
Aus der Perspektive der Patienten hängt der Nutzen einer Therapie nicht nur von der Verlängerung des progressionsfreien Überlebens oder der gesamten Überlebenszeit ab, sondern auch stark von den Auswirkungen auf die Lebensqualität. Nebenwirkungen von Medikamenten, Schmerzen, Müdigkeit, Übelkeit oder längere Krankenhausaufenthalte können die positiven ärztlichen Effekte einer Therapie aus Sicht des Patienten erheblich mindern. Daher ist die Beurteilung der Lebensqualität mittels patientenorientierter Ergebnismessungen (Patient Reported Outcome Measures, PROMs) ein zentraler Aspekt dieser Studie.
In diese Studie werden insgesamt 128 Patienten aus verschiedenen Schweizer Krankenhäuser aufgenommen. Diese Patienten werden zufällig entweder der Interventionsgruppe (LAT) oder der Kontrollgruppe (Systemtherapie) zugeteilt. Neben der LAT-Intervention werden die Patienten etwa sechs Mal für Studienvisiten ins Krankenhaus kommen. Die Studie wird voraussichtlich ungefähr zwei Jahre für jeden einzelnen Patienten dauern.